Piero Del Bondio (*1947, Borgonovo) studierte Bildhauerei an der Luzerner Kunstgewerbeschule sowie an den Kunstakademien in Paris und Rom. Nach zehn Jahren Aufenthalt in der Provence, wo er als freischaffender Künstler tätig war, kehrte er 1981 ins Bergell zurück. Er untersucht die Bewegung im Raum und jene des Körpers, nicht nur in seiner Arbeit als Puppenspieler und Theaterszenograf, sondern auch in den Bereichen der Skulptur, Malerei, Zeichnung und Performance. Fremde Materialien und der eigene Körper werden Veränderungsprozessen unterzogen – Metamorphosen, die in ein existenzielles, historisches und kosmologisches Bedeutungsgeflecht eingebunden sind. Tiefsinnigkeit, starke Ausdruckskraft, radikale Schlichtheit sowie Vergänglichkeit zeichnen das Schaffen von Piero Del Bondio, das zwischen Arte povera, Minimal Art, Land Art und Body Art angesiedelt werden kann, aus. Neben seinen Arbeiten, die er in Paris, St. Moritz und Zuoz ausgestellt hat, ist der 2001 realisierte Verkehrskreisel in der Nähe des Schweizers Zoll in Castasegna zu erwähnen.
Parole – parole – non son che parole (PDF)
Muraglia – frontiera (PDF)
Karin Karinna Bühler (*1974, Herisau) spezialisierte sich nach dem Besuch der Schule für Gestaltung in St. Gallen in Szenografie an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2005 schafft sie konzeptuelle Arbeiten in verschiedenen Medien mit dem Ziel mentale Räume zu realisieren. Häufig lässt die Appenzeller Künstlerin in ihren Werken andere Menschen sprechen oder nutzt die Aussagen zur Entwicklung ihrer Werke. Die Künstlerin beschäftigt sich eingehend mit historischen Recherchen und kulturwissenschaftlicher Forschung und vertieft ihr Interesse an abgelegtem Wissen zurzeit in einem Studium der Informationswissenschaft. Mit dem Bewusstmachen von augenscheinlich Verborgenem und mit den eng beim Menschen angesiedelten Themen führt sie einen Grenzbereich von Erfahrungen vor, die unweigerlich eigene Assoziationen erzeugen. Durch die gezielte Setzung von Raum-Zeit-Parametern und eine Vielzahl von Medien ist Karin Karinna Bühler Bildhauerin der nicht fassbaren Gestalt.
Als Förderin der Gegenwartskunst ist sie Mitglied der Kunstkommission der Stadt St. Gallen und Initiantin von «Le-lieu», Plattform für ortsbezogene Kunst im Palais Bleu in Trogen (AR). Nach «Video Arte Palazzo Castelmur» (2013) arbeitet sie zum zweiten Mal mit Progetti d’Arte in Val Bregaglia zusammen.
Michele Ciacciofera (*1969, Nuoro) studierte Politikwissenschaft an der Università degli Studi in Palermo. Den humanistischen Weg kombinierte er mit einer Lehre beim sardischen Maler und Innenarchitekten Giovanni Sulas (1911–2008). Nach 20 Jahren in Siracusa zog er 2011 nach Paris, wo er heute noch sein Atelier führt.
Das Schaffen von Michele Ciacciofera zeichnet sich durch ein tiefes anthropologisches Interesse aus, das ihn dazu führt, das mythische und symbolische Verhältnis zwischen Archaik und Gegenwart zu hinterfragen. Seine Installationen aus Malerei, Skulptur, Ton und Zeichnung thematisieren den Sinn des Universums mit dem Ziel, die Beziehung zwischen Gedächtnis und Gegenwart, zwischen Natur und Menschheit auszuloten. Auf diese Weise vermittelt er kräftige Aussagen voller Geschichte, die er in Materialien mit biografischen Bezügen übersetzt: Neben der Wiederverwendung von Objekten, die er während Jahren sammelt und die er als «Gedächtnis-Behälter» definiert, greift er oft auf die Keramik zurück – einen traditionellen Werkstoff aus Sardinien und Sizilien, seiner Herkunft.
Nach den jüngeren Einzelausstellungen im Museo MAN in Nuoro (2017) und im CAFA Museum in Peking (2016) sowie den Teilnahmen an der Biennale di Venezia (2017) und der documenta 14 in Kassel und Athen (2017) arbeitet Michele Ciacciofera zum ersten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.
Katalin Deér (*1965, Palo Alto) studierte Bildende Kunst und Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Nach einigen Jahren, die sie zwischen der deutschen Hauptstadt und New York verbracht hat, zog sie 2004 nach St. Gallen.
Die Künstlerin analysiert mittels ihrer fotografischen, plastischen und installativen Arbeiten die Schnittstelle von dreidimensionalen Gegenständen und zweidimensionaler Abbildung. Mit der Kamera ist sie viel unterwegs und erkundet die Seele architektonischer Körper und städtebaulicher Situationen. In Form von Fotografien, Kartonmodellen, Objets trouvés und eigens gefertigten Objekten in Beton, Stuckmarmor oder Keramik manifestiert sich die fotografische Untersuchung von Dimensionen, Flächen und räumlichen Schichten sowie deren Wechselwirkungen nochmals im Raum. Katalin Deérs Arbeiten lassen die Wahrnehmungsebenen verschmelzen, stellen überraschende Analogien heraus und offenbaren unerwartete räumliche und inhaltliche Dimensionen.
Nach zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, die auch die Kunsteinrichtung «Eco Echo Garbald» in der Villa Garbald im Jahr 2014 einschliessen, handelt es sich um ihre erste Zusammenarbeit mit Progetti d’arte in Val Bregaglia.
H.R. Fricker (*1947, Zürich) hat sehr früh angefangen, Kontakte mit der Kunst- und Kulturszene hauptsächlich in Zürich, Aarau und St. Gallen zu verknüpfen. Neben Sommerkursen an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich (1973/1974) besuchte er die Heimerzieherschule in Rorschach, wo er sich als Erzieher ausbildete. Dadurch versteht der Konzeptkünstler die Kunst als Ort der Kommunikation und des Ideenaustauschs. Inspiriert von Dada und Fluxus stellt er seine Arbeiten ausserhalb traditioneller Aktionsräume wie Museen und Galerien aus und erweitert den Kunstbegriff um öffentliche Räume. Seine Interventionen, die nicht mehr im Atelier sondern in seinem «Büro für künstlerische Umtriebe auf dem Lande» entstehen, loten neue Kommunikationsstrategien und Ausdrucksmittel wie die Mail Art, die Fotografie, das Etikettieren, Plakatieren und Beschildern aus. So bezieht Fricker die Öffentlichkeit mit ein und macht sie zur Mitgestalterin der Gesellschaft.
Nach seiner grossen Einzelausstellung «Erobert die Wohnzimmer dieser Welt!» im Kunstmuseum Thurgau (2012) und zahlreichen Teilnahmen an Gruppenausstellungen im Inland arbeitet er zum ersten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.
AUF und AB (PDF)
Gabriela Gerber (*1970, Schiers) studierte in der Kunstklasse der Hochschule für Kunst und Gestaltung Zürich (heute Zürcher Hochschule der Künste). Lukas Bardill (*1968, Chur) absolvierte an der F+F Schule Zürich den Studiengang Kunst und Mediendesign und spezialisierte sich in Kunst und Gestaltung an der Universität Bern. Seit 1997 arbeiten sie zusammen und untersuchen Themen der voralpinen Landschaft. Aus der Summe der sinnlichen Eindrücke ihrer Umgebung und persönlichen Erfahrungen schafft das Künstlerpaar mittels (animierten) Videos, Ton, Fotografie und Objekten bildnerische Formulierungen, die das Publikum durch Assoziationen aufgrund ihrer kulturellen Herkunft als Landschaft wahrnimmt. Der Topos der Landschaft ermöglicht Gerber & Bardill das Potenzial der Illusion des (bewegten) Bildes vorzutäuschen. Damit stellen sie Fragen nach unseren Befindlichkeiten im Verhältnis zum aktuellen Zustand der Natur.
Gerber & Bardill sind Preisträger u.a. des Swiss Art Award (2004). Nach zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen und den Einzelausstellungen im Bündner Kunstmuseum Chur (2006) und im Kunstraum Dornbirn (2013) arbeiten sie für «Arte Castasegna» zum dritten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.
Bugigattolo (PDF)
Michael Günzburger (*1974, Bern) arbeitet in vielen Bereichen der Kunst. Neben der Tätigkeit als Forscher und Vermittler untersucht er als Zeichner die Linie in all ihren Formen und Techniken. Ausgehend davon ergeben sich Arbeiten, die den Rahmen der bildenden Kunst überschreiten. Sowohl in der Zeichnung als auch in monumentalen Installationen überführt er die zeichnerische Geste in einen Dialog mit Performern, Schriftstellern, Druckern, Filmemachern, Sammlern, Jägern, Veterinärmedizinern, Zoodirektoren und Zollbehörden. In seinem vielschichtigen Werk verdichtet Michael Günzburger das Offensichtliche auf übereinandergelegten Interpretationsebenen und führt die Betrachter von vermeintlich Bekanntem in unerwartete Situationen.
Michael Günzburger stellt regelmässig in Gruppenausstellungen im Inland sowie in Mexiko, in den USA und in Frankreich aus. Er ist Co-Autor des Forschungsprojekts «Hands-on» am Institute for Contemporary Art Research an der Zürcher Hochschule der Künste. Nach «Arte Bregaglia» (2008) und «Arte Hotel Bregaglia» (2012) stellt er zum dritten Mal im Bergell aus.
Melancholie (PDF)
Barbara Meyer Cesta (*1959, Aarau) studierte visuelle Kunst an der Hochschule der Künste in Bern. Rudolf Steiner (*1964, Niederbipp) verfolgte eine autodidaktische Ausbildung in Fotografie und ist nun Dozent für Fotografie und Video an der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Neben dem selbstständigen Schaffen arbeiten beide Künstler seit 1997 unter dem Label Haus am Gern, das sie als «ein Unternehmen nach allen Regeln der Kunst» definieren. Haus am Gern untersucht durch kontextbezogene und interdisziplinäre Projekte gesellschaftsrelevante Themen. Durch die Verwendung der Zeichnung, Fotografie, Poesie, Musik und Video sowie des eigenen Labels als Plattform für die Beteiligung anderer Kunstschaffenden entstehen mehrschichtige Arbeiten, die auf unerwartete und gewagte Art und Weise aktuelle Geschehnisse kommentieren. Hintersinnig und humorvoll werden auch der Kunstbetrieb und das eigene Künstlerdasein reflektiert.
Haus am Gern, das mehrfach im In- und Ausland (Deutschland, Polen und Belgien) ausgestellt hat, verlegt seit 2001 Künstlerbücher. Dafür wurde die Edition Haus am Gern anlässlich des Wettbewerbs «Die schönsten Bücher der Schweiz» (2004) vom Bundesamt für Kultur ausgezeichnet. Nach «Arte Albigna» (2017) handelt es sich um die zweite Zusammenarbeit mit Progetti d’arte in Val Bregaglia.
IDZIEMY SŁUSZNĄ DROGĄ (PDF)
Der Konzept- und Performancekünstler San Keller (*1971, Bern) – bekannt für seine partizipativen Performances und kurzlebigen Aktionen, die oft wie soziale Experimente erscheinen – ist neuerdings auch Sänger und Co-Leiter des Bachelor Kunst & Vermittlung an der HSLU. Der Grundton von Kellers Werken ist kritisch und konzeptuell und spielt mit der Beziehung zwischen Kunst und Leben. Wie er Kunst als Dienstleistung einsetzt, gibt dem Publikum die Möglichkeit überholte Denkmuster zu befragen, neu zu erfahren und das eigene Handeln einem kritischen Blick zu unterziehen.
Seine Performances nehmen immer wieder einen überraschenden und unerwarteten Lauf, ganz abhängig davon, wie die Teilnehmer die einfachen Regeln interpretieren, welche vorgängig kommuniziert werden.
C-Side-Festival (PDF)
Brivio Dry (PDF)
Nach dem Besuch der Handelsschule in Chur und der Textilfachschule in Zürich hat sich Zilla Leutenegger (*1968, Zürich) an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich in Bildender Kunst spezialisiert und arbeitet nun u.a. als Assistentin am Architektur-Departement der ETH Zürich.
Mit räumlich-installativen Arbeiten, Zeichnungen und Druckgrafiken rekonfiguriert die Bündner Künstlerin Momente der alltäglichen Realität und lässt den Zuschauer häufig sich in einer privaten Dimension widerfinden. Indem sie Zeichnungslinien mit der Aktion der Videoprojektion vereinigt, verleiht Zilla Leutenegger monotonen Momenten aus der Alltäglichkeit eine neue dynamische Poetik und Leichtigkeit. Mit leeren, imaginären Settings oder realen Atmosphären mit einer einzelnen Person – zuweilen auch der Künstlerin selbst – thematisiert Zilla Leutenegger nicht ohne Humor das Dasein in der Gegenwart. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. in München (Pinakothek der Moderne, 2015) und Chur (Bündner Kunstmuseum, 2016) und nahm an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen Teil. Nach «Video Arte Palazzo Castelmur» (2013 und 2015) arbeitet sie zum dritten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.
Piano soleggiato (PDF)
Bagno, La notte (PDF)
Carmen Müller (*1955, Brixen) definiert sich selbst als «Gartenforscherin». Nach dem Diplom an der Universität für Angewandte Kunst in Wien kehrte sie ins Südtirol zurück. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Meran. Carmen Müller bildet nicht nur die formale Vielfalt privater oder Gemeinschaftsgärten ab, sondern macht auch die Beziehung mit deren Pflegern sichtbar. Die sorgfältigen Analysen setzt die Künstlerin in Form eines Herbariums um, das mittels Fotografien, Notizen, Zeichnungen und Malereien die Heterogenität der einzelnen soziologischen Kontexte enthüllt und ihre Geschichten erzählt. Die Recherchen – Gelegenheit für das Entwickeln soziodidaktischer Projekte – beweisen die Gemeinnützlichkeit der Gärten, nicht nur auf soziologischer und ökonomischer Ebene als Bebauungsfeld, sondern auch auf pädagogischer und kultureller Ebene als Ort der Kommunikation, des Austausches und des Kultivierens der eigenen Person.
Nach Aufenthalten in Wien und Berlin, der monografischen Ausstellung im Museion in Bozen (2009) und zahlreichen Kunstprojekten im öffentlichen Raum arbeitet Carmen Müller hier zum ersten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.
Hortus floridus (PDF)
Nach dem Besuch der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel hat Valentina Stieger (*1980, St. Gallen) einen Master of Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste absolviert. Mit dem Ziel, die Grenzen zwischen unterschiedlichen künstlerischen Medien (Installation, Skulptur, Malerei und Zeichnung) zu sondieren, verwendet die Künstlerin Gebrauchsgegenstände und alltägliche Materialien und befragt diese nach ihren visuellen Qualitäten. Häufig sind es Design-Objekte und vertraute Alltags-Gegenstände (Kommerz, Konsum und Massenware), die Valentina Stieger auf spielerische und subtile Art und Weise bearbeitet und die damit eine Wert- und Bedeutungsverschiebung erlangen. Die Neuformulierung des alltäglichen Lebens wird in raumbezogenen Installationen ausgestellt, die wiederum die Zeitgemässigkeit der Architektur untersuchen. Valentina Stieger zeichnet sich durch ein skulpturales, auf Anhieb gewöhnlich erscheinendes Schaffen aus, das doch nach längerer Betrachtung tückische Noten offenbart.
Die junge Künstlerin, die in Zürich tätig ist, hat bereits an zahlreichen Gruppenausstellungen in der Schweiz sowie in den Nachbarstaaten teilgenommen und arbeitet hier zum ersten Mal mit Progetti d’arte in Val Bregaglia.